Allāh, der Erhabene, offenbarte in weiser Voraussicht den heiligen Qur’ān nicht in einem Stück, sondern in vielen kleinen Einzelteilen. Dieser Umstand hat den Menschen viel Nutzen gebracht und ihnen zu wichtigen Vorzügen verholfen. Der Gesandte Allāhs – Allāh segne ihn und schenke ihm Frieden – hatte eine große Anzahl von Schreibern, welche die Verse der Offenbarung aufzeichneten; es waren, wie es manchen Quellen heißt, insgesamt bis zu fünfundsechzig. Wenn ein Teil des heiligen Qur’ān offenbart wurde, ließ er diejenigen Schreiber rufen, die gerade verfügbar waren, um die Offenbarung niederzuschreiben.[1] Diese verzeichneten die offenbarten Verse mit den zur Verfügung stehenden Schreibmaterialien, um sie später ins Reine zu schreiben und dem Propheten – Allāh segne ihn und schenke ihm Frieden – zur Überprüfung vorzutragen.[2]
Allāhs Gesandter – Segen und Friede seien auf ihm – pflegte die offenbarten Verse auf der Stelle seinen Gefährten, zuerst den Männern und anschließend den Frauen, vorzutragen.[3] Die Muslime prägten sich die Offenbarungen ein und einige von ihnen schrieben sie nieder und bewahrten sie auf. Die Verse des Qur’ān wurden in den fünf täglichen Ritualgebeten vorgetragen. Im Monat Ramadān trugen der ehrwürdige Prophetund der Offenbarungsengel Jibrīl – Allāhs Segen und Friede seien auf ihnen – den Qur’ān einander gegenseitig laut vor. Im letzten Lebensjahr des Propheten rekapitulierten sie den gesamten Qur’ān zweimal.[4] Während dieser gemeinsamen Rezitation waren auch einige der Gefährten zugegen, die der Lesung folgten. Nach der letzten Rezitation mit Jibrīl las Allāhs Gesandter – Segen und Friede seien auf ihm – den Qur’ān mit Zayd ibn Thābit und Ubayy ibn Ka‘b – Allāh schenke ihnen Sein Wohlgefallen – durch, wobei er ihn mit Ubayy ibn Ka‘b sogar zweimal las.[5]
Abgesehen davon waren der ehrwürdige Prophet und seine Gefährten aufs Eifrigste bemüht, die Verse des Qur’ān zu vermitteln und zu lehren. Auf diese Weise wurden alle Vorbereitungen getroffen, um den Qur’ān in Buchform herauszugeben, nachdem sein Text einer genauen Durchsicht unterzogen worden war.[6]
[1]. Prof. Dr. M. M. al-A‘zamī, Kur’ân Tarihi, S. 106-107.
[2]. Al-Bukhārī, Fadā’il al-Qur’ān, 4; al-Tirmidhī, Manāqib, 74/3954; Ahmad, Bd. V, 184.
[3]. Siehe Ibn Ishāqs Sīra, S. 128.
[4]. Siehe al-Bukhārī, Bad’ al-Khalq, 6; Fadā’il al-Qur’ān, 7.
[5]. Siehe Muqaddimatān, herausgegeben von A. Jeffery, S. 74 u. 227, sowie Tāhir al-Jazā’irī, al-Tibyān, S. 26.
[6]. Zu dieser Frage sei auf folgende Werke verwiesen: Prof. Dr. M. M. al-A‘zamī, The History of the Qur’anic Text from Revelation to Compilation: A Comparative Study with the Old and New Testaments, Leicester: UK Islamic Academy, 2003; M. Hamīdullah, Kur’ân-ı Kerîm Tarihi (einleitendes Kapitel zu Le Saint Coran).