1. Tauhīd, die Einheit Allāhs, die Grundfeste des Islam

Ursprünglich lehrten alle göttlich offenbarten Religionen das Prinzip von Tauhīd, der Einheit Gottes, dem nichts gleicht und der keinerlei Gefährten hat. Der Prophet Ibrāhīm – Friede sei mit ihm – begann zuerst damit, seinem Vater Āzar das Prinzip von Tauhīd zu predigen. Das grundlegende Prinzip, das in der jüdischen Religion mit Nachdruck betont wird, ist die Einheit Gottes. Nach Aussage der Thorah riefen der ersterschaffene Mensch Ādam sowie seine Nachkommen Nūh, Ibrāhīm, Ishāq, Ya‘qūb und Yūsuf – Friede sei auf ihnen allen – die Menschen zu Allāh, dem einen, einzigen Gott. Die Einheit Gottes ist das zentrale Thema der dem Propheten Mūsa – Friede sei mit ihm – offenbarten zehn Gebote, sowie vieler anderer Stellen im Text der Thorah. Die dem Propheten Dāwūd – Friede sei mit ihm – offenbarten Psalmen enthalten Anrufungen des einen Gottes, und auch der Prophet ‘Īsā – Friede sei mit ihm – hob hervor, dass das erste Gebot des göttlichen Gesetzes der Glaube an die Einheit Gottes sei.

Im Judentum führten übertriebene Vergleiche zu einem anthropomorphen Gottesbild, während im Christentum eine übertriebene Liebe zum Propheten Jesus [‘Īsā] in seiner Vergötterung endete, was zur Folge hatte, dass der Grundsatz der Einheit Allāhs zum Konzept der Dreieinigkeit verkam. Der Islam bestätigte erneut die reine Lehre und befreite sie von den im Laufe der Zeit entstandenen Trübungen. Er rief die Christen und Juden dazu auf, gemeinsam erneut die Einheit Gottes zu bestätigen und sich im Islam zu vereinen.[1]

Rationale und kosmologische Beweise bekunden die Einheit des Schöpfers. Im Heiligen Qur’ān wird dies folgendermaßen ausgedrückt:

{Allāh hat sich keinen Sohn genommen, und es gibt keine Gottheit neben Ihm, sonst hätte jede Gottheit an sich genommen, was sie geschaffen hat, und sie hätten sich um den höchsten Rang gestritten. Erhaben ist Allāh über alles, was sie erdichten.}[2]

{Gäbe es (in Himmel und Erde) Götter außer Allāh, dann wären wahrlich beide dem Unheil verfallen. Gepriesen sei denn Allāh, der Herr des Thrones! Hoch Erhaben ist Er über das, was sie erdichten.}[3]

Da die Existenz von mehr als einer Gottheit oder mehrerer Schöpfer Eigenschaften von Unvollkommenheit bedeuten würde, wie Unvermögen, Mangelhaftigkeit oder Erschaffenheit, lässt sich daraus notwendig schließen, dass es nur einen einzigen Schöpfer geben kann.

Die Einzigkeit des Schöpfers lässt sich auch aus Folgendem schließen: Auf der ganzen Welt fällt der Regen in derselben Weise und ist von derselben Farbe, die Früchte, die der Erde entsprießen und an den Bäumen hängen, gedeihen überall nach dem gleichen Prinzip. So groß die Entfernungen zwischen ihnen auch sind, alle Dinge scheinen voneinander zu wissen und kennen einander. Damit wird für den Menschen klar, dass alles einer einzigen Schöpferhand entstammen muss.

Im Islam gehört es zu den größten Sünden, Allāhs Existenz zu leugnen, Ihm in Seinem Wesen, Seinen Attributen oder Handlungen Gefährten beizugesellen oder etwas anderem außer Ihm Göttlichkeit zuzusprechen. Diese Sünde nennt man Schirk, das bedeutet “Beigesellen von Partnern”, und sie wird als größte aller großen Sünden [akbar ul-kabā’ir] bezeichnet. Allāh, der Erhabene, beschreibt diese Beigesellung als das {größte Unrecht und die größte Ungerechtigkeit} und als {gewaltigen Frevel}[4]. Allāh, der Erhabene, verkündet, dass Er bereit sei, alle anderen Sünden nach Seinem eigenen Gutdünken zu vergeben, doch demjenigen, der Ihm Partner beigesellt und stirbt ohne sich reuig davon abzukehren, werde Er nimmermehr verzeihen.[5] Der einzige Ausweg aus diesem frevelhaften Zustand besteht darin, diesen aufzugeben und sich zur Einheit Allāhs zu bekennen.



[1].      Siehe Qur’ān 3:64 sowie Prof. Dr. Ö. F. Harmans Artikel İslam in Diyanet İslâm Ansiklopedisi, Bd. XXIII, S. 4.

[2].      Qur’ān, 23:91.

[3].      Qur’ān, 21:22.

[4].      Siehe Qur’ān, 31:13 und 4:48.

[5].      Siehe Qur’ān, 4:48 und 4:116.

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